Restaurierung eines Sandsteinreliefs der Reformatoren Luther, Melanchthon und Bugenhagen im Lapidarium von Schloss Hartenfels

Torgauer Geschichtsverein e. V.

Jahr der Förderung: 2015, Fördersumme: 2.183,65 €

Im Jahr 1517, genau vor einem halben Jahrhundert, veröffentlichte Martin Luther, Doktor der Theologie, Professor an der Universität Wittenberg und Provinzialvikar des Augustinerordens, seine "Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum", die Thesen gegen die Angst vorm Fegefeuer und den Ablasshandel der römisch-katholischen Kirche - der Beginn der Reformation. Von Wittenberg, im ernestinischen Kur-Sachsen gelegen, flogen Luthers Thesen durch Europa, veränderten das Gesicht der Kirche, Europas und der Welt. Schnell fanden Luthers Thesen Resonanz in Torgau, das durch Friedrich III. von Sachsen (1463-1525) nach der Leipziger Teilung von 1885 zum Stammsitz der Ernestiner ausgebaut worden war. Obgleich Friedrich III. (genannt: der Weise) zutiefst im Katholizismus verwurzelt war, unterstützte er die lutherschen Ideen insofern, dass sie sich gegen päpstliche und kirchliche Finanzpraktiken und damit - politisch gesehen - auch gegen die stetige Machtausweitung des Kirchenstaates wandten. Wenngleich Friedrich der Weise Martin Luther während seiner Regierungszeit nie empfangen hat, weigerte er sich, das gegen den Theologen 1518 ausgesprochene Ketzerurteil anzuerkennen und bot ihm nach der Ächtung zwischen 1521 und 1522 die Unterbringung auf der Wartburg an. Als Mittler diente unter anderem Georg Spalatin, Freund Luthers und Vertrauter und Beichtvater Friedrichs, von dem er für seine Dienste ein Priesterhaus in Torgau erhielt.

So fand die Reformation in Torgau eine Heimstatt: Während Wittenberg die "Mutter der Reformation" ist, gilt Torgau als deren "Amme": als die Stadt, die die Ideen des Reformators politisch und gesellschaftlich lebensfähig machte. Allein etwa 60 Aufenthalte Martin Luthers in Torgau sind verbürgt. Nach Torgau flohen Katharina von Bora und elf weitere Nonnen in der Osternacht 1523 aus dem Kloster Nimbschen - Katharina wurde Luthers Ehefrau und Begleiterin, in Torgau verstarb sie schließlich und fand in der Stadtkirche St. Marien ihre letzte Ruhestätte. Der in Torgau zunächst noch an der Hofkantorei beschäftigte Johann Walter entwickelte mit Martin Luther ein erstes evangelisches Kirchengesangbuch als Basis für eine neue "deutsche Messe" und gründete 1526 in Torgau die Stadtkantorei, die neue Kirchenmusik nach reformatorischen Glaubenssätzen einstudierte und in der Stadtkirche aufführte - Walter gilt bis heute als Urkantor der evangelischen Kirche. 1526 schlossen sich unter Führung des ernestinischen Kurfürsten Johann von Sachsen (dem Bruder Friedrich des Weisen) der evangelischen Kirche zugeneigte Fürsten zum Torgauer Bund zusammen, um für die Freiheit der Religionsausübung zu kämpfen. Philipp Melanchton, Justus Jonas der Ältere und Johannes Bugenhagen formulierten 1530 gemeinsam die "Torgauer Artikel", ein theologisches Gutachten über kirchliche Zeremonien, das zur Grundlage für die Augsburger Konfession wurde. In Torgau fand die erste Taufe nach evangelischem Ritus statt, in Torgau schließlich entstand mit der Schlosskirche im Schloss Hartenfels der erste evangelische Kirchenneubau - 1544 persönlich von Martin Luther geweiht.

Entsprechend finden sich in Torgau authentische Orte der Reformation allerorten. Ein Sandsteinrelief der Reformatoren Luther, Melanchthon und Bugenhagen im Lapidarium von Schloss Hartenfels soll nun pünktlich zum Reformationsjubiläum restauriert werden, was durch die Förderzusage der Sparkassenstiftung von rund 2.184 Euro ermöglicht wird.


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