"Tuchmacherhaus" in Oschatz feierlich eröffnet

Restaurierung des "Tuchmacherhauses" durch 10.000 Euro von der Sparkassenstiftung unterstützt

Oschatz, der 24. Oktober 2009. Zahlreiche Namensänderungen die das "Tuchmacherhaus" im Laufe der Zeit erfahren musste, zeugen von der langen und wechselvollen Geschichte des ältesten Hauses der Stadt Oschatz, das auch als ältestes Profangebäude Mitteldeutschlands gilt. Errichtet wurde es bereits um 1180. Über 280 Jahre lang vertraten die markgräflichen Vögte in dem als "Vogtshaus", "Schultheißenhaus" oder auch "Altes Rathaus" bekannten Gebäude die Interessen der Markgrafschaft und des Bistums Meißen.

Nach dem Bau des Rathauses am Neumarkt verkaufte man 1478 das Haus, in dem folgenden Jahrhundert ging es in den Besitz verschiedener adliger Familien über. 1544 erwarb die Tuchmacherinnung der Stadt das Gebäude und nutzte es bis 1843 als Handwerks- und Siegelhaus des damals reichsten Gewerbes von Oschatz. In dieser Zeit wurde das Haus als "Tuchmacherhaus" oder auch "Tuchmacher-Freyhaus" bezeichnet.

Durch den Niedergang der Tuchproduktion wurde das "Tuchmacherhaus" Mitte des 19. Jahrhunderts erneut veräußert und bis 1989 als Wohngebäude genutzt. Nach einer ersten Sanierung wurde das Haus 1995 an den Alteigentümer übertragen und schließlich 2006 von der Stadt Oschatz zurückgekauft. Der Grundstein für eine umfassende bauhistorische Erforschung und Sanierung war damit gelegt.

Nach den umfangreichen Wiederherstellungsmaßnahmen konnte das nun als "Haus des Handwerks" bezeichnete Gebäude am 24. Oktober 2009 wiedereröffnet werden und dient nun als Bürogebäude mit sechs Geschäftsbereichen.

Sparkassenstiftung unterstützt Erhalt historischer Wandmalereien mit 10.000 Euro

Im Zuge der Sanierungsarbeiten mussten auch mehrere historische Wandmalereien innerhalb des "Tuchmacherhauses" restauriert und konserviert werden. Dieses Vorhaben wurde von der Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz mit Fördermitteln in Höhe von 10.000 Euro unterstützt.

Bei den Restaurierungsarbeiten wurden im Erdgeschoss des "Tuchmacherhauses" das alte Tuchmacherwappen und die Innungsschrift aus dem Jahre 1772 freigelegt, gereinigt und konserviert. Außerdem wurden eine Putzkittung und eine Retusche der Fehlstellen, die partiell rekonstruiert werden konnten, durchgeführt. Im ersten Obergeschoss wurde eine Jugendstildecke ebenfalls freigelegt. Dabei wurde die originale Malschichtoberfläche gereinigt, gefestigt und gesichert. Auch hier mussten Fehlstellen retuschiert, ergänzt bzw. rekonstruiert werden.

Steinerne Zeitzeugen der Geschichte

Durch die in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder erfolgten behutsamen Umbauten sind zahlreiche steinerne Zeitzeugen aus den verschiedensten Epochen erhalten geblieben und konnten während der restauratorischen Untersuchungen wieder zutage gefördert werden.

Im "Tuchmacherhaus" lässt sich die Entwicklung der Baukunst über mehrere Jahrhunderte betrachten. Ursprünglich erbaut wurde es im romanischen Stil, wie sich z. B. an der Trifore an der Ostfassade und an Fragmenten eines Fünfbogenfensters an der Nordfassade erkennen lässt.

Neben den romanischen Gebäudeteilen, finden sich aber auch Beispiele der Baukunst der Gotik, der Renaissance und des Jugendstils.

Weitere Informationen zum "Tuchmacherhaus" finden sie unter:

www.vogtshaus.de


Förderprojekte: